Vor einiger Zeit habe ich schon einmal meinen ersten … ähm … Leidensweg beschrieben. Kurze Zusammenfassung: Sturz auf den ausgestrecken Arm, Radiusköpfchentrümmerfraktur. Hieß also: Das körpernahe Gelenk der Speiche (= medizinisch Radius) war völlig hinüber und wurde in einer ersten OP mit insgesamt fünf Schrauben wieder zusammengeflickt. Die Probleme ließen jedoch nicht nach, im Gegenteil, denn zum einen Wuchs der Bruch nicht mehr anständig zusammen, zum anderen „brach“ ein Teil wieder heraus. Wer meinen Artikel dazu noch nicht kennt, der sollte sich erst diesen zu Gemüte führen. Also machen wir dort weiter, wo ich beim letzten Mal aufgehört habe: auf das Warten des Berichtes der BGU Duisburg. Diese ließen sich rund zwei Wochen Zeit, was eigentlich nicht ganz so tragisch gewesen wäre – wäre da nicht eine andere Sache gewesen, die ich hier auch kurz erwähnen möchte.
Nachdem der Bericht dann also bei meinem Orthopäden angekommen war, bekam ich die Kurze Info: hat Urlaub. Aber gut, ist eine Gemeinschaftspraxis, also ab zu dem Herrn Kollegen, welcher mir dann aber ein paar Sprüche an den Kopf geknallt hat, die eigentlich nicht weiter tragisch sind, die man so als Arzt gegenüber einem Patienten aber nicht unbedingt sagen sollte. So bekam ich unter anderem auf die Frage, ob die BGU Duisburg wirklich die beste Lösung sei die folgende Antwort (nahezu O-Ton): „Wo Sie sich operieren lassen ist nicht mein Problem. Ich als Arzt bin eh anders versichtert und kann mir meinen Operateur selbst aussuchen.“ Nach der Info, dass er ja kein BU-Arzt sei, weil „sie ihm für seine Fähigkeiten nicht genug zahlen würden“ bin ich dann fast wortlos aufgestanden und gegangen. Sorry, als gesetzlich versicherter Kassenpatient erwarte ich keinen Handkuss, aber solche Aussagen gehen einfach gar nicht.
Nun hatte ich die Wahl: Warte ich darauf, dass „mein“ Orthopäde (bei dem ich auch erst seit dem Unfall bin, vorher hatte ich eigentlich keinen) oder wechsel ich? Ich habe mich dann für eine andere Gemeinschaftspraxis entschieden – denn was, wenn der nächste Urlaub ansteht und ich dann wieder zu diesem A… müsste? Also Termin gemacht und in der Zwischenzeit eine Anfrage zwecks Kostenübernahmeerklärung zur Behandlung in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Duisburg der Krankenkasse eingereicht. Die war recht schnell und nach drei Tagen hatte ich die Absage im Kasten liegen. Widerspruch? Kann man ja mal versuchen dachte ich mir und schrieb einen knapp zwei Seiten langen Text. Bestmögliche Behandlung. Erfahrung der Klink. Blablabla.
Während ich nun also auf die Antwort auf den Widerspruch wartete, begab ich mich zu meinem Termin bei meinem „neuen“ Orthopäden, welcher mir das Krankenhaus samt Arzt hier empfiel – zur Sicherheit, falls es mit der Kostenübernahmerklärung nichts mehr werden würde. Rund eine Woche später ging es dann nochmals dort zur Untersuchung, das Fazit viel identisch aus, wenn auch etwas anders: Man würde erst einmal versuchen, das „abgebrochene“ Teilchen zu entfernen, sollte es dann ausreichen, beließ man es dabei. Klang alles sehr gut – und nachdem ich noch am Morgen vorher die telefonische Absage der Krankenkasse erhalten habe, habe ich einen OP-Termin für eine Woche später erhalten. Aber, es sollte doch anders kommen, denn rund zwei Tage später bekam ich nochmals aus heiterem Himmel einen Anruf der Krankenkasse, dass man die Kosten für eine stationäre Behandlung in der BGU Duisburg doch übernehmen würde. Wieso und warum? Ehrlich gesagt, hab ich gar nicht mehr nachgefragt.
Also nochmal kurz mit meinem Orthopäden gesprochen: Wenn die Möglichkeit besteht, dann BGU Duisburg – also Überweisung samt Einweisungsschein bekommen, Termin gemacht, hin da. Trotz der vorherigen Untersuchung also nochmal kurz zu einer Voruntersuchung dahin, Ergebnis das gleiche, OP-Vorbereitung und OP-Termin rund eine Woche später. Der Rest? Kurios. Mittwochs zur stationären Aufnahme ins Krankenhaus zur OP-Vorbereitung, Donnerstags dann die OP. Ich war schon OP-fertig (umgezogen, rasiert, markiert und so weiter) und hatte die kleine (Beruhings? Schlaf?) Pille geschluckt, als kurz darauf der Helikopter landete. Etwas nach „Ablauf“ der geplanten Abholzeit dann die schlechte Nachricht: Zwei Notfälle sind reingekommen, OP abgesagt, wird nun eine Woche später durchgeführt. Oookay. Klingt alles tragischer als es war, ich konnte wieder rauchen, wunderbar. Kurios, kann aber leider immer mal passieren.
Eine Woche später dann ging es direkt zur OP wieder ins Krankenhaus und diesmal sollte es etwas werden. Geplanter Eingriff: Arthroskopische Entfernung des verschobenen Fragmentes und Kontrolle des restlichen Radiusköpfchens, der Rest (Entfernung des Köpfchens?) sollte dann intraoperativ entschieden werden – was auch gemacht wurde. Der Bruch ist nicht gänzlich verheilt, das Gelenk stufig und vernarbt – sodass den Herrn Dr. Operateur nichts anderes übrig blieb, als rund zwei Zentimeter des Radiusköpfchens zu entfernen. Medizinisch nennt sich das ganze dann „partielle Resektion des Radiusköpfchens rechts“.
Eine Prothese wurde nicht eingesetzt (wurde vor der OP aber schon besprochen), der Grund: Diese hat (wie alle künstlichen Gelenke und Prothesen) im Idealfall nur eine „Lebenserwartung“ von 10-20 Jahren, muss diese Radiusköpfchenprothese entfernt werden, lässt sich keine neue mehr anbringen und die Speiche wäre aufgrund der Zementierung noch kürzer. Ohne Radiusköpfchen lässt sich „prima“ leben, auch wenn es nach einigen Jahren (die verschiedenen Ärzte sprachen dabei von einem Zeitraum in 20-30 Jahren) Probleme mit dem Handgelenk geben könnte – logisch, die Knochen (Elle und Speiche) sind nicht mehr gleich lang, sodass es hier zu einer Art „Verschiebung“ kommen kann. Dann könne man immer noch die Prothese einsetzen und hätte wieder so 10-20 Jahre Ruhe – also bis ins Rentenalter. Wobei ich mir hier die Frage gestellt habe, ob man mich in 20-30 Jahren nicht doof anschauen wird und sich die Frage stellt „wieso man es vor 30 Jahren entfernt hat“ – tja, auch die Medizin macht Fortschritte, wer weiß, was zu gegegebenem Zeitpunkt so möglich ist.
Kurz nach der OP fiel mir schon direkt auf, dass ich die Umwendebewegung der Hand zum Daumen hin (Handteller also nach oben drehen) recht weit schaffte – laut Dr. Operateur funktionierten unter Narkose alle Bewegungen (Beugung, Streckung, Pronation und Supination) bei 100%. Logisch, unter Narkose spüre ich die Schmerzen nicht. Aber das wird dank Physiotherapie langsam aber sicher wiederkommen – ob es auf 100% kommt muss man sehen, aber es wird. Übrigens: Entgegen der vorherigen Ankündigung bekam ich keinen Gips, sondern schon direkt nach einem Tag Physiotherapie in der Klinik und nach vier Tagen (mit OP-Tag) wurde ich entlassen.
Wie es nun weitergeht? 2-3 Mal die Woche Krankengymnastik, in der Hoffnung, dass die Bewegung weitestgehend zurückkommt und die Schmerzen verschwinden. Aktueller Stand: Schmerzen, Bewegungseinschränkung und rund 23 Wochen KzH. To Be Continued…
- Teil 1: Meine Radiusköpfchentrümmerfraktur und Ich
- Teil 2: Über “doofe” Ärzte, Krankenkassen und OP-Verschiebungen
- Teil 3: Ein Jahr danach…
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Zum Artikel im Blog: Meine Radiusköpfchentrümmerfraktur und Ich – Teil II: Über „doofe“ Ärzte, Krankenkassen und OP-Verschiebungen
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